Etablierung von ZIEL: ZNS - Interdisziplinäre Schädel-Hirn-Trauma-Datenbank zur Steigerung des Evidenzgrads der Leitlinien medizinischer Versorgung

Projekt-Nr. FF-FR 0228

Status:

abgeschlossen 12/2017

Zielsetzung:

Ziel des Vorhabens ist die Verbesserung der Studienlage hinsichtlich der Prognose und Therapie des Schädel-Hirn-Traumas (SHT) auf mehreren Gebieten. Wichtige Einflussgrößen, sogenannte "disease modifying factors" (DMFs), sind mutmaßlich in der Lage, den Krankheitsverlauf nach SHT zu verschlechtern. DMFs haben jedoch bis heute fachübergreifend keinen Eingang in SHT-Behandlungsleitlinien gefunden. Die ZIEL-Datenbank wird eine Synchronisation und Erweiterung bestehender Institutionen darstellen. Die europäische Studie CENTER-TBI (Collaborative European NeuroTrauma Effectiveness Research in TBI) und das überwiegend deutsche TraumaRegisterDGU® werden vernetzt und ergänzt. Durch diesen neugeformten Studiencluster ausreichender Größe wird eine leitlinienrelevante Neubewertung bereits verfügbarer, jedoch bisher uneinheitlich gehandhabter Behandlungswege ermöglicht und zudem die Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien geschaffen. Die ZIEL-Datenbank wird überdies eine vergleichende Bewertung klinisch relevanter DMFs nach SHT ermöglichen, welche für Prävention und Behandlung zugänglich sind. Zusätzlich wird die Versorgungsqualität SHT-spezifisch im nationalen und internationalen Vergleich beurteilt werden.

Aktivitäten/Methoden:

  • Generierung eines SHT-Zusatzmoduls, welches dem TraumaRegisterDGU® assoziiert ist und kompatibel mit dem CENTER-TBI Datensatz gestaltet wird.
  • Erweiterung des Zusatzmoduls um Parameter, die DMFs adressieren. Extrahierung und Zwischenanalyse von Datensätzen der deutschen Teilnehmer des CENTER-TBI-Projektes.
  • Retrospektive Analyse des TraumaRegister-DGU®-Datensatzes 2013-2015 unter Einschluss aller dokumentierten Patienten mit einer relevanten Kopfverletzung (AIS 1xxxx ≥ 3).
  • Planung der Entwicklung einer von CENTER-TBI unabhängigen Datenbank, die nach Ende der Rekrutierungsphase von CENTER-TBI ggf. fortgesetzt werden kann.
  • Organisation mindestens jährlicher Studienmeetings.

Ergebnisse:

Das neu entwickelte SHT-Modul im TraumaRegisterDGU® gliedert sich analog zum Standarddatensatz des TR-DGU in die Phasen:

S: Stammdaten (fünf Zusatzmodule, z. B. Vorerkrankungen),

A: Präklinik (ein Zusatzmodul zum initialen neurologischen Status),

B: Schockraum/OP-Phase (fünf Zusatzmodule, z. B. CT- und MRT-Diagnostik, neurochirurgische Notfalleingriffe),

C: Intensivstation (zehn Zusatzmodule, z.B. Bewusstlosigkeit und Amnesie, medikamentöse Therapien, Entzündungsparameter)

D: Abschluss (4 Zusatzmodule, z. B. medikamentöse Thromboseprophylaxe sowie ein Zusatzmodul zur Outcome-Erhebung bei Entlassung sowie nach sechs und zwölf Monaten).

Die Programmierung der Datenbank erfolgte durch die AUC und konnte zum Ende des Förderzeitraums fertiggestellt werden. Finale Änderungen sind noch nach Beendigung der für 2018 geplanten Testphase an vier teilnehmenden Kliniken geplant, bevor die Datenerhebung im Rahmen der Pilotphase Ende 2018 an zehn bis zwölf Neurotrauma-Zentren beginnt.

Die Analyse des TraumaRegister-DGU®-Datensatzes ergab, dass in den Jahren 2013-2015 eine Gesamtzahl von 23.896 Personen mit mittelschwerem bis schwerem SHT in TR-DGU®-assoziierten Kliniken in der Bundesrepublik Deutschland behandelt wurden (n = 567 Kliniken); dieses entspricht 7.965 Fällen/Jahr mit einer Inzidenz von 10,8/100.000/Jahr. Bei 39 % lag ein isoliertes SHT vor. Das Alter der Personen betrug 58 Jahre (Median); die Geschlechterverteilung m:w 2:1 und in 92,4 % lag ein stumpfes Trauma vor. Stürze aus niedriger Höhe waren die häufigste Ursache (35,5 %). 45,5 % der Personen wurden präklinisch intubiert und > 95 % erhielten innerhalb von 18 Minuten (Median) nach Krankenhausaufnahme eine Schichtbildgebung des Kopfes. Bei 13,9 % erfolgte ein neurochirurgischer Notfalleingriff. Die Gesamtmortalität betrug 23,3 %; die Mortalität auf 100.000/Einwohner/Jahr betrug 2,5. Über die Hälfte der Personen erholte sich gut/mit leichter Behinderung während 14 % mit schwerer Behinderung/im vegetativen Status überlebten.

Von der ZIEL-Datenbank profitieren zukünftig die BG-Kliniken und die in ihnen behandelten Personen im Sinne einer für den Einzelfall optimierten Behandlung ("precision medicine").

Stand:

09.08.2018

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Charité-Universitätsmedizin Berlin
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

ZNS, Schädel-Hirn-Trauma,