Kennwerte der Hand-Arm-Vibrationsexposition zur epidemiologischen Fall-Kontroll-Studie

Projekt-Nr. IFA 4160

Status:

abgeschlossen 12/2021

Zielsetzung:

Die bisher unzureichenden Grundlagen und Verfahren zur Beurteilung der Berufskrankheiten BK 2103 und BK 2104 führen zu Unterschieden in der BK-Beurteilung und damit zu einer Ungleichbehandlung. Ziel der Gesamtstudie ist es, die Berufskrankheiten BK 2103 und 2104 bezüglich ihrer Schwingungsexposition voneinander abzugrenzen und für die BK 2103 eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zu ermitteln. Im Rahmen eines Forschungsförderungsprojekts FP FÖ 297 und zusammen mit IFA Projekt 1105 (Epidemiologische Fall-Kontroll-Studie zur Risikoabschätzung frequenzabhängiger arbeitsbedingter Hand-Arm-Vibrationen) ist die Vibrationsbelastung hinsichtlich spezifischer Kenndaten der Frequenzzusammensetzung der Vibrationsexposition zu ermitteln. In diesem Teilprojekt sind diese Kenndaten durch Schwingungsmessungen an Arbeitsplätzen und nachträglichen Auswertungen von aufgezeichneten Altdaten zu bestimmen.

Aktivitäten/Methoden:

Der hohe messtechnische Aufwand (ca. 1 000 Maschinen), der in der limitierten Erhebungszeit zu leisten war, sollte durch Aufteilung auf verschiedene Messstellen erfolgen. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) übernahm neben eigenen Messungen auch die Koordination zwischen externen Messstellen und den beteiligten Berufsgenossenschaften, wie die BGHM und die BG BAU, die über Messstellen verfügten. Die Messdaten wurden in das Kataster, das kompatibel zur Arbeitsanamnesesoftware ist, eingestellt und stehen über das Projekt hinaus allen Unfallversicherungsträgern zur Verfügung. Darüber hinaus können die Expositionsdaten auch zur Gefährdungsanalyse und Präventionsarbeit verwendet werden. Die zu untersuchenden Arbeitsgeräte und Maschinen konnten erst im Projektverlauf festgelegt werden.

Verschiedene Gründe, wie zum Beispiel die Umstrukturierung der beteiligten Unfallversicherungsträger und eine erhöhte Sensibilität der Betroffenen in Sachen Datenschutz, haben dazu geführt, dass das Ende der Fallerfassung von ursprünglich 2011 auf 2021 erweitert werden musste. Eine mit der Umstrukturierung verbundene Reduktion der Messstellen hat zu einem erheblichen Mehraufwand für das IFA geführt, da die geplanten Messungen (durch externe Messeinrichtungen, die BGHM, BG RCI und BG BAU) nicht mehr in einem geplanten Umfang stattfinden konnten und viele Messungen der Geräte und Ermittlung der Vergleichsgeräte für die Abschätzung der Vibrationsbelastungen seitens des IFA durchgeführt werden mussten.

Ergebnisse:

Im ursprünglichen Studienvorhaben wurde eine Rekrutierung von 500 Fällen und 500 Kontrollen geplant. Dies wurde aufgrund eines unerwarteten erhöhten zeitlichen Aufwands nachträglich zu 250 Fällen und 750 Kontrollen umgeändert. Diese Änderung sollte keinen wesentlichen Einfluss auf die statistische Aussagekraft des Projekts haben, was bei den statistischen Auswertungen des Projekts bestätigt werden konnte.

Das Vibrationskataster wurde im Verlauf des Projekts auf über 730 technische Werkzeuge und Geräte erweitert. Davon konnten Vibrationsdaten von 423 Geräten für die Expositionsermittlung der epidemiologischen Fall-Kontroll-Studie verwendet werden. Insgesamt wurden die verwendeten Geräte in 15 Gerätegruppen unterteilt: Hämmer, Schleifmaschinen, Verdichter, Schrauber und Sägen waren die am häufigsten verwendeten Geräte.

Da an einigen Arbeitsplätzen die gleichen Geräte verwendet wurden und vergleichbare Arbeitsbedingungen vorlagen, konnten vermehrt Messdaten für mehrere Arbeitsplätze verwendet werden. Durch diesen Umstand hat sich die zu Beginn des Projekts getroffene Annahme, dass weit mehr Geräte-Messungen erforderlich sein werden, nicht bestätigt.

Die personenbezogenen Vibrationswerte basieren in dieser Studie fast vollständig auf Vibrationsmessungen (ca. 90 % Direktmessungen und 9,9 % Messungen bei vergleichbaren Geräten). Dabei wurden die Einflüsse zahlreicher technischer Randbedingungen (z. B. gleiche Geräte bei unterschiedlichen Arbeitsverläufen, Einsatzmaterial etc.) bei den Vibrationsmessungen in Betracht gezogen. Nur ca. 0,1 % der individuellen Vibrationsdaten basieren auf Expertenschätzungen. Die Qualität der Expositionsermittlung in diesem Projekt erreicht somit den höchsten Grad an Validität im Vergleich zu bisherigen publizierten Studien.

Stand:

08.08.2022

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
  • Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Lärm/Vibrationen

Schlagworte:

Vibration, Belastung, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Vibration, BK 2103, BK 2104, Expositionsermittlung, Dosis-Wirkungs-Beziehung, Frequenzzusammensetzung, Hand-Arm-Vibration