Bewertungsverfahren für 'Ganzkörper-Vibrationen und Körperhaltungen'

Projekt-Nr. IFA 4194

Status:

abgeschlossen 12/2015

Zielsetzung:

Die Beanspruchungen durch Ganzkörper-Vibrationen (GKV) erhöhen sich, wenn gleichzeitig ungünstige Körperhaltungen vorliegen. Dieser Zusammenhang wird qualitativ in epidemiologischen Studien beschrieben und auch im Merkblatt zur Berufskrankheit Nr. 2110 erwähnt. Allerdings gibt es bisher keinen quantitativen Zusammenhang zwischen Messgrößen der Vibrations- und Körperhaltungsbelastung auf der einen und arbeitsmedizinischen Befunden (Beanspruchungsdaten) auf der anderen Seite.

Ziel des vorliegenden Projektes war es, im Rahmen einer Dissertation auf der Grundlage des DGUV-Forschungsprojekts FF-FP0306 ein Bewertungsverfahren für die kombinierte Exposition durch Ganzkörper-Vibrationen und Körperhaltungen zu entwickeln, die quantitativ durch Feldmessungen ermittelt worden sind.

Aktivitäten/Methoden:

Es wurden die Belastungen durch Körperhaltungen und Vibrationen repräsentativ für eine Schicht bei 58 Probanden gemessen (IFA). Darüber hinaus wurden bei 102 Probanden derselben Betriebe funktionsdiagnostische Untersuchungen durchgeführt sowie Fragebögen zur psychischen Gefährdung und zu allgemeinen Angaben ausgefüllt (RWTH). Dabei lagen für 31 Probanden Messungen und Untersuchungsergebnisse vor.

Belastungsgruppen wurden durch die Expositionshöhe der Vibration und Körperhaltung bestimmt. Die Auswertung der Messungen basierte auf Methoden, die in bisherigen Projekten entwickelt wurden (IFA4136: Simultane Messung von Ganzkörperschwingungen und Körperhaltung). Im Rahmen des DGUV- Forschungsprojektes FF-FP0306 werden von der RWTH Aachen, Institut für Arbeitsmedizin, Beanspruchungsdaten erhoben: unter anderem funktionsdiagnostische Untersuchungen nach der "Fokus"-Methode. Insgesamt sollen maximal 200 vibrationsbelastete Fahrer (Busse, Lokomotiven, (Portal-)Krane, Erdbaumaschinen, Gabelstapler) aus verschiedenen Betrieben untersucht werden. Das IFA hat als Kooperationspartner dieser Studie die Belastungen durch Ganzköper-Vibrationen und Körperhaltungen gemessen.

Sowohl für Ganzkörper-Vibrationen als auch für Körperhaltungen werden in der Literatur mehrere Kenngrößen diskutiert, die die Belastung beschreiben sollen (Tages-Vibrationsexpositionswert A(8), Bewertung statischer Körperhaltungen nach ISO 11226 ...). Ähnliches gilt auch für die Beanspruchung (Selbstauskunft über Beschwerden, "Fokus"-Methode ...). Um daraus ein Bewertungsverfahren zu entwickeln, müssen diejenigen Kenngrößen ausgewählt werden, die den Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung am besten beschreiben. Deshalb wurden die verschiedenen Kenngrößen einer statistischen Analyse unterzogen, um ein geeignetes Bewertungsverfahren für die Kombinationsexpositionen zu erstellen. Dabei wurde die Auswertung für 102 Probanden vorgenommen, für die Beanspruchungsdaten vorlagen. Die Belastungsdaten für Ganzköper-Vibrationen und Körperhaltungen, die bei 58 Probanden gemessen wurden, wurden vergleichbare Arbeitsplätze in denselben Betrieben übertragen.

Ergebnisse:

Aufgrund der kleinen Studienpopulation wurde zunächst versucht, einzelne Kenngrößen der Belastung mit Kenngrößen der Beanspruchung zu vergleichen, um festzustellen, welche Kenngrößen die besten Korrelationen zeigen. Dabei zeigte sich, dass von den Beanspruchungskenngrößen, die Selbstauskunft über das Auftreten von Rückenschmerzen im letzten Jahr und die Angabe über Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Rückenproblemen die besten Korrelationen zeigten.

Die Belastung beschrieben die folgenden Kenngrößen am besten: der Tages-Vibrationsexpositionswert A(8), die Anzahl der Körperwinkel, die zu über 30 % der Einwirkungsdauer im nicht-neutralen Bereich liegen (R_DOF), und die Selbstauskunft über schweres Heben und Tragen. In einem letzten Schritt wurde versucht, aus allen Kenngrößen ein statistisches Modell der Belastung in einer logistischen Regression zu ermitteln. Dabei waren A(8) und R_DOF die einzigen Kenngrößen der Belastung, die das Auftreten von Rückenschmerzen im letzten Jahr statistisch signifikant beschrieben. Die Kenngrößen der Belastung gingen jeweils linear in die Gleichung ein. Ein zusätzlicher Effekt durch die Kombination der Kenngrößen der Belastung wurde nicht beobachtet.

Das bedeutete auch, dass Kennwerte, die linear von A(8) und R_DOF abhängen, ebenfalls eine signifikante Beschreibung der Belastung ermöglichten. Dies wurde auch an zwei Beispielen erfolgreich überprüft, die in der Literatur diskutiert werden. Somit konnte der Zusammenhang Belastung-Beanspruchung quantitativ beschrieben werden, und es konnten überprüfte Kennwerte zur Verfügung gestellt werden, um Belastungen in Betrieben zu bewerten.

Stand:

18.05.2017

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, RWTH Aachen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Lärm/Vibrationen

Schlagworte:

Epidemiologie, Belastung, Vibration

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Epidemiologie, Feldmessungen, kombinierte Expositionen, Ganzkörperschwingungen, Körperhaltungen

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