Prospektive Untersuchung zur Versorgung und Outcome von Patienten mit Schädel-Hirn-Traumen in berufsgenossenschaftlichen Kliniken

Projekt-Nr. FF-FR 0216

Status:

abgeschlossen 03/2018

Zielsetzung:

Die Studie gliedert sich in ein epidemiologisches Basisprojekt und ein darin eingebettetes Teilprojekt "leichtes Schädel-Hirn-Trauma (SHT)". Ziele waren dabei im Basisprojekt die Dokumentation des IST-Zustandes von Epidemiologie, Versorgung und Outcome von SHT-Patienten in den BG-Kliniken, der Vergleich der Ergebnisse mit den Ergebnissen der Hannover-Münster-Studie aus 2000/2001 unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien und DGUV-Qualitätsstandards, sowie die Identifikation von Prädiktoren für einen negativen Outcome nach SHT. Ziel des Teilprojektes war es, prospektiv über ein Jahr bei Patienten nach leichtem SHT subjektive Beschwerden, neurologische Defizite und neuropsychologische Auffälligkeiten zu untersuchen. Dabei sollte insbesondere der Zusammenhang zwischen kognitiven Störungen und posttraumatischen MRT-Veränderungen erfasst werden.

Aktivitäten/Methoden:

Im Basisprojekt wurden alle Patienten im Alter von ≥18 Jahren eingeschlossen, welche zwischen dem 01.10.2014 und dem 30.09.2015 ein SHT erlitten und sich innerhalb von 24 Stunden nach Trauma in einer der beteiligten BG-Kliniken vorstellten. Dabei wurde bei allen Patienten mittels eines standardisierten Erhebungsbogens die Initialversorgung dokumentiert. Bei Patienten, die stationär aufgenommen wurden, erfolgte zusätzlich die Dokumentation der stationären Akutbehandlung. Auch eine anschließende stationäre Rehabilitationsbehandlung wurde entsprechend erfasst. Darüber hinaus wurden Patienten, die dazu ihr Einverständnis erteilt hatten, im Rahmen eines standardisierten Telefoninterviews nach drei und zwölf Monaten nachbefragt. Im Teilprojekt wurden Patienten, die ein leichtes SHT erlitten hatten, innerhalb von vier Wochen nach dem Trauma sowie nach drei Monaten zu ihren Beschwerden befragt und klinisch-neurologisch sowie mittels MRT und EEG untersucht. Drei Monate nach dem Trauma erfolgte zudem eine standardisierte neuropsychologische Untersuchung. Bei Auffälligkeiten in neurologischem Befund, neuropsychologischer Testung, EEG oder MRT erfolgte zudem eine weitere Verlaufsuntersuchung nach 12 Monaten.

Ergebnisse:

Basisprojekt:

  • Im Basisprojekt wurden 3524 Patienten eingeschlossen. Gut 2/3 davon wurden stationär aufgenommen, 12,4 % von diesen akutstationär behandelten Patienten erhielten anschließend eine stationäre Rehabilitation. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten hatte ein leichtes SHT. Bei den Ursachen überwogen Stürze, gefolgt von Verkehrsunfällen und Traumen durch äußere Gewalt, wobei innerhalb der Verkehrsunfälle die Radfahrer ohne Helm die größte Gruppe darstellten.
  • Im Vergleich zur Hannover-Münster-Studie konnte hinsichtlich relevanter Punkte eine deutlich höhere Übereinstimmung mit den aktuellen Leitlinien nachgewiesen werden: In der aktuellen Studie wurden z. B. deutlich weniger konventionelle Röntgenuntersuchungen des Schädels durchgeführt, die Dokumentation des Glasgow Coma Scale (GCS) bei Eintreffen in der Klinik war deutlich besser, die Anzahl der bereits in der Prähospitalphase sedierten Patienten deutlich höher.
  • Prädiktoren für persistierende Beschwerden waren höheres Alter und weibliches Geschlecht.
  • Patienten, die nach drei Monaten noch über Beschwerden klagten, klagten diese in der Regel auch noch nach zwölf Monaten. Dies liefert eine wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung, bei persistierenden Beschwerden drei Monate nach leichtem SHT einen "Brain Check" durchzuführen, da eine spontane Besserung nicht zu erwarten ist.

Teilprojekt:

  • Im Teilprojekt wurden 34 Patienten eingeschlossen.
  • Nach zwölf Monaten waren bei rund einem Viertel der Patienten noch neuropsychologische Auffälligkeiten nachweisbar. Diese waren oft, aber nicht immer an den Nachweis von posttraumatischen Veränderungen im MRT geknüpft, die in den meisten Fällen nur mittels hämosiderinsensitiver Sequenzen nachgewiesen werden konnten.
  • Daher sollte jedes MRT, das bei Patienten mit leichtem SHT durchgeführt wird, hämosiderinsensitive Sequenzen enthalten. Bei persistierenden Beschwerden sind spätestens nach drei Monaten ein solches MRT sowie eine neuropsychologische Diagnostik obligat.

Stand:

20.11.2019

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG Universitätsklinikum Bochum
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Schädel-Hirn-Trauma, SHT