Arbeitsbedingte psychosoziale Faktoren und Gesundheit in Subgruppen: Individual-participant-data meta-analysis

Projekt-Nr. FF-FP 0311

Status:

abgeschlossen 06/2013

Zielsetzung:

Ziele dieses Projekts:

  • Beschaffung verlässlicher Informationen über den Effekt psychosozialer Arbeitsbelastungen auf chronische Erkrankungen, Arbeitsunfähigkeit und Sterblichkeit,
  • Betrachtung von Zusammenhängen in einzelnen Beschäftigtengruppen, wie z. B. Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Beschäftigte mit Vorerkrankung oder Risikofaktoren, aber auch Personen mit gesundem Lebensstil und guter Arbeitsqualität,
  • Verfolgung dieser Ziele als Arbeitsgemeinschaft, die sich aus den Reihen etablierter europäischer Kohortenstudien aus Finnland, Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich und Großbritannien gebildet hat,
  • Bereitstellung von Daten von über 140.000 Beschäftigen über das Konsortium, welches als europäischer Studienzusammenschluss eine einzigartige empirische Quelle wissenschaftlicher Evidenz darstellt,
  • Aufarbeitung der Ergebnisse dieses Projektes als praxisnah mit Informationen darüber, welche psychosozialen Faktoren, bei wem und unter welchen Umständen das Krankheitsrisiko steigern.

Aktivitäten/Methoden:

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden Daten aus 17 europäischen Kohortenstudien zusammengeschlossen und so ein einzigartiger Datensatz mit annähernd 200.000 Studienteilnehmern und –teilnehmerinnen aufgebaut. Bei den untersuchten Arbeitsbelastungen stand die Kombination von hohen psychischen Anforderungen bei gleichzeitig geringer Kontrolle über die Tätigkeit im Mittelpunkt. Diese Konstellation, auch "job strain" genannt, leitet sich aus dem weltweit anerkannten Anforderungs-Kontroll-Modell zur Messung von beruflichem Stress ab.

Ergebnisse:

Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse:

  • Psychosoziale Arbeitsbelastung, gemessen als job strain, erhöhte das Risiko eine schwerwiegende koronare Herzerkrankung zu entwickeln. Die statistische Risikoerhöhung lag bei ca. 23 bis 31 %. Der Zusammenhang konnte bei Männern und Frauen, bei jüngeren und älteren Erwerbstätigen und bei Personen aus niedrigen und höheren sozioökonomischen Schichten übereinstimmend gezeigt werden. Die Prävention von arbeitsbedingten Stressbelastungen könnte also zu einer Verminderung der Neuerkrankungsrate beitragen - und dies bei allen Beschäftigtengruppen.
  • Die Ergebnisse zeigten außerdem einen Zusammenhang zwischen job strain und einem erhöhten Diabetes-Typ-2-Risiko. Die Prävention von arbeitsbedingtem Stress kann daher auch zu einem Rückgang von Diabetes-Neuerkrankungen führen.
  • Sowohl Gewichtszunahme als auch Gewichtsabnahme ist mit job strain assoziiert. Job strain ist daher häufiger bei Personen mit Über- oder Untergewicht zu finden als bei normalgewichtigen Personen. Die Längsschnittanalysen zeigen, dass die Zunahme von job strain mit dem Risiko, übergewichtig zu werden, assoziiert ist. Allerdings zeigt sich kein Zusammenhang zwischen der Verringerung von job strain und Gewichtsreduktion.
  • Körperlich aktive Beschäftigte haben eine geringere Wahrscheinlichkeit zukünftig unter Stressbelastungen zu leiden als Personen, die körperlich inaktiv sind. Dies weist darauf hin, dass körperliche Aktivität vor Stressbelastungen im Beruf schützen kann.
  • Psychosoziale Arbeitsbelastungen hängen mit einer Anhäufung von verhaltensbezogenen Risikofaktoren (Adipositas, Rauchen, starker Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität) zusammen. Dies weist darauf hin, dass psychosoziale Arbeitsbelastungen zu einem ungesunden Lebensstil beitragen können.
  • Die Analysen zeigten, dass es unwahrscheinlich ist, dass job strain ein bedeutender Risikofaktor für häufige Krebserkrankungen wie Lungen-, Brust-, Darm- oder Prostatakrebs ist.

Ausblick: Neben weiteren Analysen für das job strain-Modell sollen zukünftig alternative Arbeitsbelastungen in den Blick genommen werden. Der erste Schritt hierzu war, den Faktor Arbeitsplatzunsicherheit in Beziehung mit Herzkrankheiten zu setzen. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die um ihren Arbeitsplatz fürchten, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hatten. Erste Vorarbeiten sind auch zur Untersuchung eines weiteren wichtigen Arbeitsstressmodells gemacht worden, dem Modell beruflicher Gratifikationskrisen. Derzeit werden Berechnungen durchgeführt, um zu prüfen, ob Beschäftigte, die bereits Vorbelastungen aufweisen (beispielsweise Bluthochdruck) ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben, wenn sie zugleich psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind.

Stand:

29.01.2018

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Düsseldorf
  • Finnish Institute of Occupational Health (FIOH), Finnland
  • University College London (UCL), London, Großbritannien
  • Stockholm University, Stockholm, Schweden
  • National Research Centre for the Working Environment (NRCWE), Copenhagen, Dänemark
  • Uppsala University, Uppsala, Schweden
  • Mid-Sweden University, Sundsvall, Schweden
  • Karolinska Institute, Stockholm, Schweden
  • Umeå University, Umeå, Schweden
  • INSERM, Paris, Frankreich
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Psycho-soziale Risikofaktoren, Prävention, Psychische Beanspruchung/Belastung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

psychosoziale Arbeitsbelastungen, Kohortenstudie