Verkeimung von Augennotduschen im Labor

Projekt-Nr. BIA 2054

Status:

abgeschlossen 12/2004

Zielsetzung:

Verätzungen/Verletzungen des Auges sollten rasch und mit sehr viel Flüssigkeit ausgewaschen werden. Dies ist mit einer Handspülflasche nicht möglich. Der Arbeitskreis (AK) Laboratorien der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie empfiehlt in Laboratorien deshalb ausschließlich die Verwendung fest installierter Augenduschen. In verschiedenen Publikationen der letzten Jahre wurde festgestellt, dass die Qualität des aus solchen Installationen im Notfall entnommenen Wassers aufgrund mangelhafter Wartung der Geräte hygienisch oft nicht einwandfrei ist, so dass es neben Verätzungen auch zu mikrobiellen Infektionen des Auges kommen kann. Angeregt durch den AK Laboratorien wurde vor diesem Hintergrund ein Fragebogen zur Erfassung der Randbedingungen sowie ein Messprogramm zur Erfassung des hygienischen Zustandes fest installierter Augenduschen in Laboratorien erarbeitet. Aus den Untersuchungsergebnissen sollten weitergehende Empfehlungen zur Installation sowie zur Wartung und zum hygienisch einwandfreien Betrieb von solchen fest installierten Schutzeinrichtungen in Laboratorien abgeleitet werden.

Aktivitäten/Methoden:

Mit dem Fragebogen wurden Informationen abgefragt zur Beschreibung der Probenentnahmestelle sowie der Referenzprobenahmestelle (normaler Wasserhahn im gleichen Labor), zum technischen Aufbau der Augenduschen, zu nicht biologischen Begleitparametern (Temperatur, pH-Wert, ggf. Wasserhärte und Chlorgehalt), zur optischen und olfaktorischen Beurteilung der Wasserproben sowie zum Probenvolumen und Probentransport. An allen Probenahmestellen (Augenduschen und Referenzwasserhähne) wurde jeweils ein Liter Wasser unmittelbar nach Betätigung der Augendusche bzw. des Referenzwasserhahnes und nach weiteren drei Minuten entnommen. Es wurden Notduschen für ein und für beide Augen untersucht. Die Probenahme sollte jeweils zur Dokumentation des Grundzustandes sowie zwei und vier Wochen danach erfolgen. Im Labor wurden folgende mikrobiologische Parameter untersucht: Bakteriengesamtkoloniezahl [Kolonie bildende Einheiten (KBE)/ml] auf Trypticase-Soja-Agar (TSA) mit Fungizid (Inkubation: 30 °C, 24 h bis 7 d); Pseudomonaden: Gesamtkoloniezahl auf Cetrimid-Agar (Inkubation: 37 °C, 24 h bis 7 d) unter besonderer Berücksichtigung des Vorkommens von Pseudomonas aeruginosa sowie von (Acanth-)Amöben auf mit Enterobacter cloacae (Deutsche Stammsammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen, DSMZ-Stamm Nr. 6234) angeimpftem Wasseragar (Inkubation: 37 °C).

Ergebnisse:

In vier Labors des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz - BIA wurden zwei verschiedene Typen von Augennotduschen untersucht. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: In den meisten Proben wurde eine deutliche Abnahme des Bakteriengehalts nach drei Minuten Ablaufzeit festgestellt. Dabei zeigte eine neue Installation in einem Labor, das erst drei Monate vor der Beprobung eingerichtet wurde, ähnliche Koloniezahlen wie ältere Anlagen (z. T. seit 1993 installiert). Die höchste Bakterienkonzentration von > 3.000 KBE/ml Wasser wurde in einem Labor im Erdgeschoss gemessen. Die niedrigsten Koloniezahlen (< 1 KBE/ml) wurden in einem Labor in der ersten Etage des Gebäudes festgestellt. In Einhandduschen (mit flexiblem Schlauchanschluss) konnten höhere Bakterienzahlen nachgewiesen werden. Möglicherweise hängt dieses Ergebnis mit der erleichterten Biofilmbildung an der Schlauchwand zusammen. Vier Wochen nach der ersten Probe konnten in den meisten Fällen höhere Koloniezahlen bestimmt werden. Pseudomonaden wurden in allen Proben in sehr geringer Konzentration gefunden (< 1 bis 3 KBE/ml). Mithilfe physiologischer Identifizierung konnten neun verschiedene Bakterienspezies nachgewiesen werden. Dagegen konnten keine pathogenen Acanthamöben in den Proben bestimmt werden; festgestellt wurde das Vorkommen von verschiedenen anderen Amöbenarten. Eine allgemein gültige Empfehlung zur Auswahl, Installation und Wartung von Augennotduschen kann aufgrund der wenigen bisher vorhandenen Daten derzeit nicht gegeben werden. Das Thema wird jedoch in Kooperation mit dem Arbeitskreis Laboratorien im Fachausschuss Chemie sowie mit der Landesanstalt für Arbeitsschutz in Nordrhein-Westfalen (LAfA NRW) weiterverfolgt: Weitere Untersuchungen zur Besiedelung unterschiedlicher Materialien mit Biofilmen sind geplant.

Weitere Informationen:

Stand:

20.12.2005

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BIA
  • Arbeitskreis Laboratorien im Fachausschuss Chemie
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Biologische Arbeitsstoffe

Schlagworte:

Biologische Arbeitsstoffe, Exposition

Weitere Schlagworte zum Projekt:

fest installierte Augennotduschen, Laboratorien, mikrobielle Belastung (Bakterien, Acanthamoeben)

Kontakt