Expositionsermittlung im Rahmen der Deutschen Wirbelsäulenstudie - EPILIFT

Projekt-Nr. BGIA 4105

Status:

abgeschlossen 09/2006

Zielsetzung:

Im Auftrag des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften wurde eine epidemiologische Studie durchgeführt, deren Ergebnisse Aussagen zu Dosis-Wirkungs-Beziehungen bei der Berufskrankheit Nr. 2108 erlauben sollten. Ähnliche Studien in der Vergangenheit standen in der Kritik, da die Expositionsermittlung von unerfahrenen Interviewern vorgenommen wurde. Eine Plausibilitätskontrolle der Angaben (Lastgewichte, Häufigkeiten) war auf diese Weise auch im Nachhinein nicht mehr möglich. Ziel dieser Studie war es nun, die Expositionsermittlung so detailliert wie im Rahmen eines retrospektiven Verfahrens möglich durchzuführen. Zu diesem Zweck sollte die Expositionsermittlung in Form eines intensiven Interviews durch die Mitarbeiter der Technischen Aufsichtsdienste (TAD) der Gesetzlichen Unfallversicherungsträger vorgenommen werden. In begründeten Fällen sollten diese auch betriebliche Nachermittlungen einleiten, bei denen bestehende Arbeitsplätze vor Ort untersucht wurden. Die Schulung der Interviewer, die Mitarbeit bei der Erstellung eines geeigneten Instruments zur Expositionsermittlung sowie die Koordinierung dieser Ermittlung durch die Technischen Aufsichtsdienste sind die Aufgaben des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz - BGIA bei diesem Projekt.

Aktivitäten/Methoden:

Unter Federführung des BGIA wurde ein forschungsbegleitender Arbeitskreis aus Experten der TAD der Gesetzlichen Unfallversicherungsträger gegründet. Zu den Aufgaben des BGIA innerhalb dieser Expertengruppe gehörte die Mitarbeit bei der Entwicklung eines Erst-Interview-Fragebogens. Weiterhin war die Mitarbeit bei der Ausarbeitung eines Erhebungsinstruments (inklusive der Entwicklung eines Interviewleitfadens), das von Mitarbeitern des TAD später zur intensiven Belastungsermittlung eingesetzt wird, erforderlich. Diese Mitarbeiter wurden zuvor im BGIA intensiv geschult. Der Einsatz dieser Interviewer an den verschiedenen Studienzentren wurde schließlich vom BGIA aus koordiniert, die entsprechenden Datensätze wurden hier gesammelt und an das Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo) zur weiteren Auswertung und Berechnung von Wirbelsäulenbelastungen weitergeleitet.

Ergebnisse:

Die intensive Belastungsermittlung durch die TAD-Interviewer erfolgte mithilfe eines modularen Erhebungsbogens, der sowohl in schriftlicher als auch in elektronischer Form eingesetzt werden konnte. Das semi-standardisierte TAD-Interview umfasste vier verschiedene Belastungskategorien: belastungsintensive Körperhaltungen (u. a. Rumpfbeugen in unterschiedlicher Ausprägung, Beinhaltungen, Über-Kopf-Arbeiten), manuelle Lastenhandhabungen (u. a. Heben, Halten, Tragen, Ziehen, Schieben von Lasten und Personen), Kraftaufwendungen (Hebel- und Montagetätigkeiten) und die Einwirkung von Ganzkörperschwingungen (z. B. durch Führen bestimmter Fahrzeuge).
Die Belastungsermittlung erfasste jeweils das gesamte Berufsleben der Probanden inklusive Ausbildung, chronologisch gegliedert in die einzelnen Beschäftigungsabschnitte und die jeweils ausgeübten typischen Arbeitsschichten.
Von den insgesamt 1816 an der Studie teilnehmenden Probanden zeigten 1373 im standardisierten Erstinterview eine relevante Belastung, so dass für diese durch das BGIA ein TAD-Interview veranlasst wurde. Nach den Absagen von 171 Probanden konnten schließlich 1202 Probanden von den insgesamt 42 eingesetzten TAD-Interviewern befragt werden. Die Datensätze wurden an das BGIA weitergeleitet und dort auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Abschließend erfolgte die Weiterleitung der Daten an das IfADo zur biomechanischen Auswertung.
Im nächsten Schritt ist nun eine entsprechende Aufbereitung, Auswertung und Interpretation der gesammelten Daten im Hinblick auf arbeitstechnische und arbeitsmedizinische Fragen als Folgeprojekt geplant.

Weitere Informationen:

Stand:

14.06.2007

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BGIA
  • Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo)
  • Hessisches Sozialministerium
  • Universitätsklinik Frankfurt
  • Bergische Universität/Gesamthochschule Wuppertal
  • Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg
  • Orthopädische Universitätsklinik Regensburg
  • Medizinische Hochschule Hannover
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen, Handhabung von Lasten, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Exposition, Heben und Tragen von Lasten, Epidemiologie

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Multi-Center-Studie, Fall-Kontroll-Studie mit ca. 2000 Probanden, Männer und Frauen, medizinische Untersuchung, röntgenologische Zweitbeurteilung, Experten-gestützte Expositionsermittlung, intensive Berufsanamnese, betriebliche Nachermittlungen, biomechanisches Modell zur Berechnung von Bandscheiben-Druckkräften, statistische Auswertung

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