Herkunft deutscher Luftgrenzwerte

Ausländische Grenzwerte

Um der wachsenden Diskrepanz zwischen der Zahl von Gefahrstoffen an Arbeitsplätzen und der vergleichsweise kurzen Liste verbindlicher Luftgrenzwerte in Deutschland zu begegnen, hat das zuständige Bundesministerium in den Jahren 1997 und 1998 weit über hundert ausländische Luftgrenzwerte direkt in die damalige Technische Regel (TRGS) 900 () übernommen [1; 2]. Die Mehrzahl stammte dabei von der "American Conference of Governmental Industrial Hygienists" (ACGIH ()). Diese ist eine Art Standesorganisation von Gewerbetoxikologen und Arbeitsmedizinern aus Universitäten, Industrie und öffentlichem Dienst, die seit 1946 "Threshold Limit Values" (TLV) vorschlägt. Eine Dokumentation der jeweils zugrunde gelegten arbeitsmedizinisch-toxikologischen Daten wird als Loseblattsammlung [3] vertrieben.

Auch einige Luftgrenzwerte aus Dänemark, Finnland, Großbritannien, Japan, den Niederlanden und Schweden waren von 1997 bis 2004 in das deutsche Regelwerk integriert. In den meisten Fällen existieren hierzu Schriftstücke, welche die wissenschaftliche Basis erläutern und daher in der Datenbank zitiert werden. Der Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS ()) hat inzwischen diese ausländischen Luftgrenzwerte neu bewertet und nach Erscheinen der aktuellen Gefahrstoffverordnung zunächst fast komplett wieder aus der TRGS 900 () entfernt.

Viele ursprünglich US-amerikanische Luftgrenzwerte waren aus niederländischen Listen in das deutsche Regelwerk überführt worden. Ab 1997 evaluierte ein internationales Expertengremium im Auftrag des Haager Ministeriums für Soziale Angelegenheiten und Beschäftigung ältere Grenzwerte, die in den Niederlanden eingeführt waren und teilweise auch in Deutschland galten. Die Empfehlungen dieses "Committee on Updating of Occupational Exposure Limits", dem u. a. ein Vertreter der deutschen "MAK-Kommission" angehörte, dienen auch dem AGS als Richtschnur.

Literatur

[1] Nies, E.; Pflaumbaum, W.; Keller, D.: Luftgrenzwerte aus dem Ausland. In: aaa - Arbeitsmedizin und Arbeitsschutz aktuell. 47. Lfg., 12/2000. S. 119-124. Urban & Fischer, München 1983 – Losebl.-Ausgabe

[2] Nies, E.; Pflaumbaum, W.; Brüggemann, H.; Blome, H.; Mangelsdorf, I.; Keller, D.: Ausländische Luftgrenzwerte in der TRGS 900.
Zbl. Arbeitsmed. 49 (1999), S. 38-53.

[3] Documentation of the Threshold Limit Values and Biological Exposure Indices. 7. Aufl. Hrsg.: American Conference of Governmental Industrial Hygienists. ACGIH, Cincinnati 2001 – Losebl.-Ausgabe.