Frisörchemikalien / Schutzhandschuhe

Bei vielen Arbeiten im Frisörhandwerk ist ein manueller Kontakt mit aggressiven und gesundheitsschädlichen Chemikalien unvermeidbar. Den dort Beschäftigten wird empfohlen, für bestimmte Tätigkeiten, wie z. B. das Blondieren und Färben der Haare und die Applikation von Dauerwellen, geeignete Schutzhandschuhe zu verwenden. Den hierbei eingesetzten Produkten liegen häufig bereits Schutzhandschuhe des Herstellers bei - meist hauchdünne Einweg-Folienhandschuhe, deren Schutzwirkung zweifelhaft und auch nicht nachgewiesen ist. Anhand einiger typischer und weit verbreiteter Frisörchemikalien wurden derart beigelegte Einmalhandschuhe sowie einige zertifizierte und bereits auf dem Markt etablierte Handschuhe auf ihre chemische Widerstandsfähigkeit gegen Durchdringung (Permeation) nach der EN 374-3 "Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen ? Teil 3: Bestimmung des Widerstandes gegen Permeation von Chemikalien" untersucht.

Zwölf ausgewählte Handschuhtypen aus den Grundmaterialien CPE (Polyethylen-Copolymer), Vinyl (PVC; Vinylacetat), Nitril und Latex mit unterschiedlicher Zusammensetzung und Materialstärke wurden mit jeweils fünf gebräuchlichen Zubereitungen (oxidative Haarfarbcreme - Peroxid-Lösung, Blondierpulver - Peroxid-Lösung, direktziehende Farbe, Fixier-Lösung, Well-Lösung) einer Permeationsmessung bei 33 ºC nach dem praxisnahen Prüfkonzept in Anlehnung an DIN EN 374-3:2003 in Mehrfachbestimmung einer Prüfung unterzogen. Aus Gründen der Praxisrelevanz betrug die Messzeit maximal 120 min. Die jeweiligen Detektionsverfahren mussten zuvor gesondert entwickelt und erprobt werden. Die Permeation des Gefahrstoffes wurde dann unter Einbeziehung der Kalibriergeraden unspezifisch bzgl. des zuerst durchbrechenden Stoffes beurteilt. Für die meisten Anwendungen - hier sind es die Haarfärbecreme, das Blondierpulver und die direkt ziehende Farbe - zeigen Handschuhe aus Nitril die besten Ergebnisse. Während bei den Handschuhmaterialien Vinyl und CPE (dünne Folienhandschuhe) ein Durchdringen von Prüfsubstanz bereits nach wenigen Minuten messbar ist, nehmen die Handschuhe aus Latex einen Mittelplatz ein. Die zur Detektion des Durchbruchs herangezogene Leitsubstanz der ersten beiden Zubereitungen war Ammoniak und bei der direkt ziehenden Farbe die Hauptkomponente Benzylalkohol. Die Fixierlösung wurde auf die Hauptkomponente Wasserstoffperoxid geprüft. Hier weisen die Handschuhe aus CPE und Latex die höchste chemische Beständigkeit auf. Eine Durchdringung des Materials ist mit dem verwendeten Verfahren selbst nach 120 min nicht nachweisbar. Mit etwas Abstand folgen die Handschuhe aus Nitril und Vinyl, wobei hier die Handschuhe aus Vinyl etwas schlechter zu bewerten sind. Der dünnste Handschuh aus Nitril weist die geringste Durchbruchszeit aller im Rahmen dieses Projektes untersuchten Handschuhe auf. Bei keinem der Handschuhtypen ist innerhalb der ersten 10 min eine Durchdringung nachweisbar. Bei der Welllösung wurde die Hauptkomponente Thioglykolsäure geprüft. Das beste Ergebnis zeigt hier der Handschuh aus Latex (keine Durchdringung nach 120 min). Es folgen die Handschuhe aus CPE und Nitril. Für die Handschuhe aus Vinyl sind die geringsten Durchbruchszeiten gemessen worden. Auch hier konnte bei keinem der Handschuhe eine Durchdringung innerhalb der ersten 10 min nachgewiesen werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die bei dieser Untersuchung verwendeten Materialien der Handschuhe sehr unterschiedlich gegen die individuellen Zubereitungen schützen. Die gemessenen Permeationsraten werden zudem vom Einfluss der Materialdicke überlagert. Im Hinblick auf Empfehlungen für geeignete Handschuhe in der Praxis sind auf der Basis dieser Untersuchungsergebnisse geeignete Beurteilungskriterien festzulegen, die die toxikologische Relevanz von Einzelstoffen der verwendeten Zubereitungen auch in Bezug auf die maximale Tragezeit mit einbeziehen.

Ende der Forschungsarbeiten: 05 / 2005
Forschende Institution: Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitssicherheit (BGIA)