Entwicklung von Präventionszielen

Projekt-Nr. BGAG 7600100729

Status:

abgeschlossen 12/2006

Zielsetzung:

Zunehmend wird es in Deutschland notwendig, sich auf Ziele in der Prävention zu verständigen. Indem Maßnahmen und Leistungen zur primären Prävention und Gesundheitsförderung auf Ziele ausgerichtet und koordiniert erbracht werden, sollen deutlichere Präventionserfolge erzielt werden. Angesichts begrenzter und vielerorts auch knapper werdender Ressourcen soll so eine treffsicherere und konzentriertere Ausrichtung von Präventionsaktivitäten erfolgen. Präventionsziele ermöglichen zudem eine bessere Überprüfung von Erfolgen oder Misserfolgen präventiven Handelns. Dies dient nicht zuletzt der Nachhaltigkeit von Präventionserfolgen.

Aktivitäten/Methoden:

Für die Entwicklung von Präventionszielen gibt es kein standardisiertes Verfahren. Grundsätzlich kann zwischen wissenschaftlichen und partizipativen Verfahren unterschieden werden. Die vorgeschlagene Vorgehensweise verzahnt wissenschaftliche Elemente mit partizipativen Elementen dadurch, dass Gremienentscheidungen auf wissenschaftliche Kenntnisse gestützt werden. Dabei werden einige Schritte getrennt für die Ziele der Primärprävention und die der Gesundheitsförderung durchgeführt, andere wiederum werden auf beide Zielbereiche in gleicher Weise angewendet.

Im Bereich der primären Prävention wird ein hierarchisches, morbiditätsorientiertes Zielsystem vorgeschlagen. Dies beinhaltet wenige übergeordnete, nicht quantifizierte Oberziele mit direktem Krankheitsbezug, z. B. "Reduktion von Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems". Ausgehend von diesen Oberzielen werden Teilziele für relevante Präventionsbezüge - Verhalten, Verhältnisse und Zielsgruppen - abgeleitet. Bei der Zielentwicklung für die primäre Prävention werden daher im ersten Schritt Kriterien bestimmt, anhand derer Krankheiten bzw. Unfälle nach möglichst objektiven Gesichtspunkten in eine Rangfolge gebracht werden können. Um größtmögliche Objektivität zu gewährleisten, werden in diesem Schritt nur solche Kriterien ausgewählt, für die möglichst verlässliche Daten vorhanden sind, wie z. B. Arbeitsunfähigkeit, Mortalität, Kosten etc. Diese verschiedenen Kriterien sollen die unterschiedlichen Facetten der Bedeutung der jeweiligen Krankheit bzw. Unfallart abbilden. Im zweiten Schritt werden dann die Daten für die vorher definierten Kriterien ausgewertet und so Erkrankungen und Unfälle in eine Rangfolge gebracht. Damit liegt am Ende dieses Schritts eine Rangliste vor, aus der hervorgeht, welche Krankheiten und Unfälle über verschiedene Kriterien hinweg als am schwerwiegendsten anzusehen sind. Bei diesem Priorisierungsverfahren wird also mit größtmöglicher Objektivität vorgegangen.

Im Gegensatz zu diesem datengestützten Ansatz wird bei der Zielableitung im Bereich der Gesundheitsförderung eine grundsätzlich andere Herangehensweise vorgeschlagen. Ein hierarchisches Zielsystem mit einigen wenigen, als prioritär ausgewählten Zielen an der Spitze ist in diesem Bereich nicht angemessen. Daher wird vorgeschlagen, für die Gesundheitsförderung Ziele zu definieren, die gleichrangig nebeneinander stehen. In einem ersten Schritt wurde festgelegt, welche Gesundheitsförderungskonzepte relevant sind. Im zweiten Schritt wurden auf dieser Grundlage die derzeit für die Arbeitswelt wichtigsten Werte und Strategien ausgewählt.

Nach diesen ersten beiden Schritten, die wissenschaftlich angelegt sind, zeigte sich in den nächsten Schritten, dass die letztendliche Festlegung der Ober- und Teilziele nicht nach ausschließlich objektiven Aspekten vorgenommen werden kann: Es gibt weitere Kriterien, die bei der Auswahl der Oberziele berücksichtigt werden sollten, für die aber keine entsprechend umfassenden Daten vorhanden sind. Stattdessen muss an dieser Stelle auf eine Einschätzung durch Experten zurückgegriffen werden. Außerdem hat sich auch in internationalen Initiativen gezeigt, dass Ziele dann eher akzeptiert und umgesetzt werden, wenn relevante Experten in den Prozess der Zielentwicklung einbezogen worden sind. Deshalb wurden der dritte und vierte Schritt im Rahmen von Expertengesprächen durchgeführt: Auf der Grundlage der Vorauswahl von Krankheiten sowie Konzepten und prioritären Werten der Gesundheitsförderung wurden nun im dritten Schritt unter Berücksichtigung zusätzlicher Kriterien die Oberziele bestimmt. Im vierten Schritt erfolgte durch die Experten die Ableitung und Quantifizierung von Teilzielen. Für die Primärprävention wurden Teilziele mit Bezug auf Verhaltensweisen, Verhältnisse und Zielgruppen formuliert. Diese Expertengespräche mussten zuvor gut vorbereitet werden. Im fünften Schritt kommt es zu einer endgültigen Beschlussfassung in einem dafür noch zu bestimmenden politischen Gremium. Dort werden die gemeinsamen Präventionsziele der Kranken- und Unfallversicherung für die Arbeitswelt mit Oberzielen und Teilzielen verabschiedet.

Die Zielerreichung soll durch ein kontinuierliches Monitoring überprüft werden. In einem noch festzulegenden zeitlichen Abstand soll im Sinne einer Feedbackschleife dann auch regelmäßig geprüft werden, ob die Ziele noch angemessen sind oder neu ausgerichtet werden müssen.

Ergebnisse:

Folgende Zielentwicklungsprozesse wurden bzw. werden durch die Initiative Arbeit und Gesundheit (IGA) begleitet und unterstützt:

- Entwicklung von Präventionszielen der Gesetzlichen Krankenversicherung
- Entwicklung von Präventionszielen für die Verwaltungs- und Fleischerei-Berufsgenossenschaft
- Themenfindung für eine Präventionskampagne 2010/2011
- Unterstützung der Gemeinsamen Arbeitsschutzstrategie bei der Entwicklung von Arbeitsschutzzielen

Stand:

22.03.2007

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
  • BKK Bundesverband und AOK-Bundesverband
Projektdurchführung:
  • Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA)
  • Berufsgenossenschaftliches Institut Arbeit und Gesundheit - BGAG
  • Bundesverband der Betrieblichen Krankenkassen (BKK-BV)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Prävention, Gesundheitsförderung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Arbeitsweltbezogene Präventionsziele